Abdruck des am 03.01.2020 erschienene Artikels mit freundlicher Genehmigung des Patriot.
Türkische Frauenrechtlerin Seyran Ates spricht in der Volkshochschule über Islam und Menschenrechte
Lippstadt – Unermüdlich kämpft Seyran Ates für die Rechte der Frauen, vor allem der türkischen. 2017 hat sie die erste liberale Moschee Deutschlands in Berlin eröffnet. Hier dürfen Frauen und Männer nicht nur gleichberechtigt beten, sondern auch predigen. Im Dezember ist der gern gesehene Gast in Talkshows nach Lippstadt gekommen, um in der Volkshochschule einen Vortrag zum Thema „Menschen und Rechte sind unteilbar“ zu halten.
Eingeladen hatte das Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität. Dessen Sprecher Michael Tack gratulierte Seyran Ates zunächst zum Menschenrechtspreis der Universität Oslo, der ihr eine Woche zuvor verliehen worden war. Um die 80 Interessierte waren gekommen, um zu hören, was Ates zu sagen hatte. Ihre wichtigsten Thesen zum Islam im Überblick
♦ Die Rolle der Frau:
Das Recht von Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben, werde häufig verletzt, indem Frauen gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen oder sich zu verschleiern, gegen ihren Willen verheiratet werden oder nicht mit den Männern gemeinsam in der Moschee beten dürfen. Die Befürworter dieser restriktiven Regelungen beriefen sich darauf, dass der Koran dies so vorsehe. Allerdings, so Ates, finden sich im Koran keine Hinweise auf diese Verbote.
♦ Der progressive Islam:
Noch mehr als zuvor wird Ates angefeindet und bedroht, seit sie 2017 in Berlin eine liberale Moschee eröffnet hat. Seitdem steht sie unter Polizeischutz, auch in Lippstadt wurde sie von fünf Personenschützern begleitet. Das hindert die 56-Jahrige aber nicht daran, einen progressiven, zeitgemäßen Islam zu vertreten, der mit Demokratie und Menschenrechten vereinbar ist.
♦ Kritik am Westen:
In vielen Ländern der arabischen Welt gäre es, die Menschen dort gingen für mehr Demokratie und Menschenrechte auf die Straße. Ates findet, dass diese Bewegung in deutschen Medien zu wenig Beachtung findet. Viele deutsche Politiker zeigten zudem zu viel Entgegenkommen für konservative Islamverbände. Eine zu vorsichtige Haltung aus Angst, als rassistisch zu gelten, helfe dem nötigen Diskurs über die Unterdrückung der Frau nicht weiter.
♦ falsche Rücksicht:
In den Schulen werde, so Ates, manchmal zu viel Rücksicht genommen auf die muslimischen Schüler. Lehrer erführen zu wenig Unterstützung durch die Politik. „Ein 17-jahriges Mädchen will nicht mit zur Klassenfahrt, da sie die Gefahr sieht, dass sie in der Zeit ihren religiösen Pflichten nicht nachkommen kann. Was würden wir sagen, wenn ein christliches Mädchen so argumentiert“? Falsch sei es auch, in Mensen kein Schweinefleisch anzubieten. Ates: „Wir leben in Deutschland und hier müssen die deutschen Gesetze beachtet werden“.