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Bleiberecht für Mariam Morad

Gestufte Duldung für Mariam Morad

Erleichterung – Gänsehaut – Tränen der Freude !

So kommentierten viele Menschen die Verkündung des Bleiberechts für Mariam Morad durch Bürgermeister Moritz am 27.05.2024 beim Wirtschaftsforum der Volksbank im Stadttheater. Ein kleines Live-Video von der Ankündigung des Bürgermeisters verbreitete sich rasend schnell über WhatsApp. Der Applaus, der BM Moritz entgegenschlug zeigt, dass auch die Menschen im Wirtschaftsforum diese Entscheidung von Herrn Moritz begrüßten

Und Freudenschreie am Telefon, als Netzwerk-Sprecher Michael Tack diese Wendung der Familie verkündete. Nicht nur Frau Morad, auch das Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität bedankt sich ganz, ganz herzlich bei allen Menschen, die sich für Frau Morad eingesetzt haben, sei es in persönlichen Briefen an den Bürgermeister, an die Parteien oder kreativ, wie Herr Daccache, der nicht aus politischem Kalkül, sondern aus einem tiefen Gefühl der Mitmenschlichkeit heraus eine Doppelseite im Patriot kaufte, um öffentlich mit fast 900 Lippstädtern und Lippstädterinnen zusammen das Bleiberecht für Mariam Morad einzufordern.

Fast 900 Unterschriften in nicht einmal ganz 48 Stunden gesammelt! Das ist ein überragendes Statement der Mitmenschlichkeit der Lippstädter Bürgerinnen und Bürger – wieviel mehr Unterschriften wären wohl zusammengekommen, wenn die Zeit geblieben wäre, dass Jede und Jeder Einzelne seine persönlichen Netzwerke noch hätte aktivieren können und der Aufruf eine noch größere Verbreitung gefunden hätte?

Wieviel mehr Unterschriften wären zusammengekommen, wenn das Mitglied des Netzwerks, welches die Webseite pflegt und den großen Verteiler von über 750 Menschen hätte aktivieren können, nicht gerade unglücklicher Weise in Urlaub gewesen wäre?

Bleibt dennoch ein Wermutstropfen: Familie Morad hat erst zwei Tage später von der Stadt Lippstadt offiziell über das Bleiberecht von Mariam erfahren; Bürgermeister Moritz hat erst die Öffentlichkeit, dann die betroffene Familie informiert. Nicht die richtige Reihenfolge, wie wir finden.

Wie es nun weitergeht

Die Duldung für Frau Morad ist an Bedingungen geknüpft und zunächst zweistufig angelegt: Sie bekam eine Duldung für 12 Monate, um einen hier in Deutschland anerkannten Schulabschluss zu machen und Deutsch zu lernen. Im Erfolgsfall schließt sich eine Duldung für 18 Monate an, in der sie zur Pflegeassistentin ausgebildet wird. Danach wird man weiter sehen.

Die Duldung für Frau Morad orientiert sich an dem Ausbildungsangebot der Schule, die das Netzwerk bereits Anfang des Jahres ausfindig gemacht hatte und wo Frau Morad bisher keine Ausbildung beginnen konnte, da zur Kostenübernahme eine mindestens 3-monatige Duldung hätte ausgesprochen werden müssen, was das Ausländeramt bisher abgelehnt hatte, da Frau Morad ja als ausreisepflichtig galt. 

Das Jobcenter, das den Bildungsgutschein ausstellt, hat nun erst einmal entsetzt reagiert, dass die Duldung von Bürgermeister Moritz so eng – sowohl zeitlich als auch auf die Ausbildungsstätte bezogen – fixiert worden ist. Ihrer Meinung nach hätte Frau Morad zunächst einen Integrationskurs besuchen müssen, bei dem aber eine Wartezeit von einem halben Jahr besteht.

Nichtsdestotrotz hat Frau Morad bereits in Privatinitiative angefangen, bei der AWO Deutsch zu lernen, versteht bereits vieles und wird auch sprachlich immer besser.

Am Freitag, den 19.07. konnte Frau Morad dann ihren Bildungsgutschein beim Jobcenter abholen und am Montag, den 22.07. beginnt ihre Ausbildung bei der Akademie für Pflegeberufe und Management GmbH in Lippstadt. Die erste, einjährige Phase ihrer Ausbildung gliedert sich in 3 Teile: Grundlagen der Pflege, Deutschunterricht und allgemeiner Unterricht zur Erlangung des Hauptschulabschlusses.

Auch, wenn es wünschenswert gewesen wäre, wenn die Stadt Lippstadt die Duldung so offen formuliert hätte, dass das Jobcenter die Ausbildungsschritte inkl. Integration hätte einleiten können, die am sinnvollsten gewesen wären, um Frau Morad bestens zu integrieren und auszubilden (denn dort beim Jobcenter liegt ja die Expertise), so sind wir alle dennoch froh, dass diese junge Frau, die seit der Kindheit (dem 13. Lebensjahr) auf der Flucht ist und die Geborgenheit ihrer Familie suchte, nun zur Ruhe kommen kann.

Neben der schulischen Ausbildung, die jetzt beginnt, gilt es noch, einen Praktikumsplatz für Frau Morad zu finden. Das Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität wird Frau Morad solange begleiten, bis sie sich alleine zurechtfinden wird.

update vom 15.08.24:

Frau Morad hat eine kleine Wohnung bekommen; Anfang August hat sie einen Praktikumsplatz antreten können; daneben läuft die schulische Ausbildung!

Wir freuen uns sehr, dass sie nun richtig in ihrer neuen Heimat angekommen ist!