Abdruck des am 05.09.2001 erschienenen Artikels mit freundlicher Genehmigung des Patriot.
„Netzwerk gegen Hass und Gewalt“ will ein „Mehr an gelebter Toleranz“ erreichen
Mit Infokampagne werden Gastwirte aufgefordert, Republikanern keinen Raum zu geben
LIPPSTADT – Das „Lippstädter Netzwerk gegen Hass und Gewalt“ will „klar und deutlich Flagge zeigen“ gegen extremistische Tendenzen an der Lippe – ob diese nun von rechtsradikaler Seite ausgehen oder ob es sich um „linken Gesinnungsterror“ handelt. Das sagte Dieter Levenig von der Gewerkschaft ver.di bei der Vorstellung der Netzwerk-Ziele. Am Samstag präsentiert sich der Zusammenschluss von Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Einzelpersonen beim „Tag der Kulturen“ erstmals in der Öffentlichkeit.
Dabei wird die Lage vor Ort durchaus unterschiedlich eingeschätzt. Während Levenig etwa moniert, dass sich „die Reps öffentlich produzieren können“ und „wir uns wappnen müssen für den Einzug rechtsradikaler Parteien in den Stadtrat“, sieht SPD-Chefin Marlies Stotz „keine übergroße fremdenfeindliche Tendenz in Lippstadt“. So sei die Zahl rechtsradikaler Delikte „zum Glück nicht ansteigend“. Allerdings gebe es bei den Reps „mehr Mitläufer als früher“.
Gesponnen wurde das Netz, „damit sich das Desaster von Walibo nicht wiederholt“, spielte Levenig auf die Versammlung der Republikaner im Kurort im Juni dieses Jahres an. Die war nicht nur Anlass für eine spontane Protestaktion mit rund 200 Teilnehmern, sondern gab auch den Anstoß zur Gründung des Netzwerks.
Bislang wurde eine Telefon- und E-mail-Liste (mit inzwischen 60 Teilnehmern) angelegt, um etwaigen Protest schnell organisieren zu können. Zudem wird derzeit eine Kampagne erarbeitet, die sich an heimische Gastronomen wendet und in den nächsten vier bis sechs Wochen umgesetzt werden soll. Das Ziel: Extreme Gruppierungen sollen im Wortsinn keinen Raum mehr finden, ihre Ideen zu propagieren.
MIT-Einladung an Reps-Chef kritisiert
In den letzten Wochen sind laut Levenig bereits zwei betroffene Gastwirte vom Netzwerk angesprochen worden. Ergebnis: In ihren Lokalen sollen keine Treffen der Republikaner mehr stattfinden.
Indes will die Initiative nach Levenigs Worten „nicht nur reagieren, sondern vor allem agieren und präventiv wirken“, um das „Mehr an gelebter Toleranz“ zu erreichen, für das die Mitglieder eintreten. Konkrete Projekte gibt es noch nicht, dafür aber „eine Menge Ideen“, so der Gewerkschafter. Etwa die einer „Menschenrechtserziehung“, die Winfried Bell von amnesty international („Das Netzwerk ist eine einmalige Chance, vorbeugend tätig zu werden“) ins Spiel brachte.
Auf völliges Unverständnis im Netzwerk (dem auch die CDU angehört) stieß die von der CDU-Mittelstandsvereinigung im Kreis Soest an den Republikaner-Kreisvorsitzenden Klaus Petri ausgesprochene Einladung, beim Jahrestreffen der Kreis-MIT als Gastredner aufzutreten.“Das geht runter wie Stacheldraht“, sagte Franz Levenig. Dass dieser Vortrag auf Intervention von CDU-Kreisgeschäftsführer Guido Niermann wieder abgeblasen und der MIT-Vorsitzende aus Werl daraufhin Rücktritt vom Amt und Austritt aus der Partei erklärt hat, wurde hingegen begrüßt. „Da funktionieren die Selbstheilungskräfte“, so der Kommentar von ai-Vertreter Bell hei