Das Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität weist gerne auf die Gedenkveranstaltung der Stadt Lippstadt und des DGB hin.
Karsamstag, 30.03.2024 | 11.00 Uhr | Gedenkstein an der St.-Josefskirche
Hier geht es zur Original-Einladung.
Weil es leider aktuell wie selten in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands ist, drucken wir den untenstehende Text als Hintergrundinformation ab und betonen mit den Worten des ehemaligen Lippstädter Bürgermeisters Koenen, dass „… der Ungeist jener Zeit in unserem Volk nie wieder Platz finde.“:
Gedenkfeier für die ermordeten »Uniöner«: Opfer des Faschismus
Auszug aus der Broschüre von DGB und IG Metall | Text der »Heimatblätter«, Ausgabe März 2020
Mehr als 300 politischen Häftlinge und Zwangsarbeiter sind in der Karwoche 1945 – noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs – durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) in der Bittermark und im Rombergpark in Dortmund grausam ermordet worden. Unter ihnen befanden sich sechs Arbeiter und sieben französische Zwangsarbeiter des damaligen Union-Werkes in Lippstadt.
Die »Uniöner« Friedrich Sprink, Stefan Freitag, Franz Schultenjohann, Franz Engelhardt, Johann Liebner und Albert Klar mussten sterben, weil sie Menschlichkeit gezeigt hatten: Sie gaben in Kriegszeiten unter Nazi-Terror ihren hungernden französischen Kollegen, die als Zwangsarbeiter verdingt waren, Brot.
Sie hörten, wie die sieben französischen Zwangsarbeiter Edouard Abejean-Uguen, Robert Geoffroy, Léon Chadirac, Robert Deyredk, Paul Deleforge-Burette, Léon Deloor und Robert Vanderyssen ausländische Rundfunksendungen, um sich über die Kriegssituation und den Frontverlauf zu informieren und sie sprachen untereinander und mit ihren französischen Kollegen über das, was sie an Nachrichten gehört hatten. Das galt im Dritten Reich während des Zweiten Weltkriegs als »Wehrkraftzersetzung und Hochverrat«, und es reichte den Nazis, um sie zu verhaften und ohne Gerichtsurteil zu ermorden.
Zwischen 1948 und 1985 hat es – nach Informationen der Lippstädter Presse – fünf Gedenkveranstaltungen für die ermordeten Uniöner gegeben, meistens blieb es bei Kranzniederlegungen, Ansprachen gab es selten.
Im Jahr 1960 fand eine vom Rat der Stadt beschlossene Gedenkfeier statt. An dieser Veranstaltung nahmen laut Bericht des Patriot der damalige Bürgermeister Koenen, Stadtdirektor Herhaus, Vertreter der Fraktionen des Rates und Angehörige der Ermordeten teil. In der Presse wird beschrieben, dass ein Kranz niedergelegt wurde und Bürgermeister Koenen eine Ansprache gehalten hat.
„Wir haben allen Grund der Welt deutlich zu machen, dass wir die geschehenen Verbrechen des Faschismus immerdar ablehnen’, so Bürgermeister Koenen in seiner Ansprache. Laut Pressemeldung soll er weiter gesagt haben, dass „diese Kranzniederlegung symbolisch sein solle für alle Männer und Frauen aller Berufe, die damals Opfer nazistischer Verbrechen wurden. Der breitesten Öffentlichkeit solle durch diese Gedenkstunde bekräftig werden, dass der Ungeist jener Zeit in unserem Volk nie wieder Platz finde.“
Die Gedenkveranstaltung in Lippstadt ist eine unter mehreren, die der sogenannten Endzeit- oder Endphasenverbrechen der Nazis gedenken – hier die weiteren Termine.
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Sehr rege in der Erinnerungskultur an das verbrecherische Nazi-Regime ist der Förderverein Gedenkstätte Steinwache / Internationales Rombergpark-Komitee e.V.
Die IG Metall Hamm-Lippstadt und der DGB Kreisverbandf Soest haben eine lesenswerte Broschüre zur Geschichte des Gedenksteins veröffentlicht.