Der Vorstand des Netzwerks vor einem Plakat mit den unwürdigen Wohnverhältnissen von Roma

Ein Gebot der Menschlichkeit | Presseartikel „Der Patriot“

Abdruck des am 27.05.2010 erschienenen Artikels mit freundlicher Genehmigung des Patriot.

Netzwerk für Frieden und Solidarität kämpft gegen Abschiebung der Roma.

Aktivisten stellen klare Forderungen an Bürgermeister Sommer auf

LIPPSTADT – Mit klaren Forderungen wenden sich die Mitglieder des Lippstädter Netzwerkes für Frieden und Solidarität an Bürgermeister Christof Sommer. In der Diskussion um drohende Abschiebungen von Roma-Familien aus Lippstadt hatte Sommer jüngst Stellung bezogen (wir berichteten). „Das reicht uns aber nicht“, erklärte Netzwerk-Mitglied Michael Tack am Dienstagabend im Rahmen eines Pressegesprächs. „Herr Sommer sollte in dieser Angelegenheit endlich eine klare Position beziehen und nicht immer nur auf das geltende Recht verweisen und dabei die Humanität völlig außer Acht lassen“.

Im Dezember 2009 waren Michael Tack und seine Mitstreiterin Beatrix Geisen im Kosovo unterwegs – dorthin werden die Roma abgeschoben. „Was wir vorgefunden haben ist menschenunwürdig“, schildert Geisen ihre Eindrücke. In verfallenen Häusern, umgeben von Müll, der von der albanischen Bevölkerung absichtlich dort abgelegt wird, müssen die Roma hausen. „Man schickt sie ins Nirgendwo“, unterstützt auch Heinz Gesterkamp von den Lippstädter Grünen die Forderung nach einem Bleiberecht für die Roma in Lippstadt. „Die Roma werden im kosovo verfolgt. Wir dürfen niemanden in dieses Elend zurückschicken, egal wie die Gesetzeslage bei uns in Deutschland auch ist“, ergänzt Tack.

Integration statt Ausweisung fördern

Für die von der Abschiebung bedrohten Familien in Lippstadt hoffen die Mitglieder des Netzwerkes, dass die Zwangsausweisung noch verhindert werden kann. „So etwas sollte im Stadtrat diskutiert werden“, fordern Tack un Co. „Statt die Familien auszuweisen, sollten wir die Integration verbessern: die Sprachförderungen in Schulen und Kitas und die Angebote für ältere Migranten“.

In Gesprächen mit politischen Vertretern hat die Lippstädter Initiative festgestellt, dass „einzelne Schicksale anscheinend gar nicht interessieren“. So auch bei einem Treffen der Lippstädter Jugendgruppe „Migranten mischen mit“ – die sich ebenfalls für einen Verbleib der Roma in Lippstadt ausspricht – mit Bürgermeister Sommer. „Die Jugendlichen waren nach dem Gespräch mit Herrn Sommer sehr enttäuscht. Auf Fragen ist er gar nicht genau eingegangen, sondern hat ausweichend geantwortet“, so Tack, der sich dabei auf Berichte der Jugendlichen beruft. „Herr Sommer sollte einfach sagen, dass er da nicht mehr mitspielt, wenn es um weitere Abschiebungen geht“, fordert der Aktivist.

„1500 deutsche Soldaten sind derzeit im Kosovo stationiert um dort für Frieden zu sorgen. Da können wir doch keine Menschen hinschicken“, bringt es Gesterkamp noch einmal auf den Punkt. „Die Lebensbedingungen für die Roma sind dort miserabel. Sie laufen teilweise in Lumpen herum und landen in der Arbeitslosigkeit. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit den Betroffenen eine Zukunftsperspektive in Deutschland zu ermöglichen“.      rück